Wohin mit dem CO2? Grabt es doch ein!
Die Welt steht im (Klima)Wandel und die ganze Welt sucht nach Lösungen. Es ist mittlerweile überall angekommen, dass der CO2-Ausstoß einer der hauptverantwortlichen Treiber des Klimawandels ist.
Den meisten CO2-Ausstoß verursachen die Sektoren Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft. Fieberhaft wird an alternativen Lösungen für den Energiesektor gesucht. Mit Wind- und Solarkraftwerken, sowie Wasserstoff ist man schon weit fortgeschritten, vorausgesetzt man investiert in Infrastruktur und Weiterentwicklung. Dennoch ist es an der Zeit, sich Gedanken über die Verwendung bzw. Behandlung von CO2-Emissionen zu machen. Es mag fantastisch sein, sich eine Welt ohne CO2 zu erträumen, realitätsnah ist es jedoch (noch) nicht. Es braucht eine Lösung für den CO2-Ausstoß.
Ist eingraben (technisch) die Lösung?
Eine der führenden Technologien ist Carbon Capture & Storage (CCS) oder auch Carbon Capture & Use (CCU). Als CCS werden mehrere Technologien zur Reduktion von Carbon-Emissionen durch Abscheidung (Capture) von Kohlenstoffdioxid (CO2) aus industriellen Prozessen und der anschließenden permanenten Speicherung (Storage) im geologischen Untergrund bezeichnet. Die Technologien, um CO2 abzuscheiden sind mittlerweile sehr weit fortgeschritten und ausgereift.
Im Idealfall werden die abgeschiedenen Gase über Pipelines oder den Transportweg an eine Lagerstätte verbracht, wo sie in weiterer Folge in eine Gaslagerstätte (ein Reservoir) injiziert werden. Dabei muss die Lagerstätte hohen Anforderungen – etwa, was das Gestein betrifft – entsprechen. Nach Injektion verbleibt CO2 im Erdreich und wird dem Kreislauf entzogen. Die Speicherung als solche ist, nach Prüfung der jeweiligen Lagerstätte, als mittlerweile unbedenklich anzusehen. Schließlich hat die Lagerstätte vor der CO2-Injektion z.B. Erdgas über ein paar Jahrtausende sicher gespeichert.
CCU hingegen ist die kommerzielle Nutzung des abgeschiedenen CO2 etwa für die Zementherstellung oder Kunststoffindustrie.
Was spricht dagegen?
Sowohl Island und Norwegen als auch die USA und Kanada setzen diese Lösung bereits um. Österreich hätte aufgrund der vorhandenen Infrastruktur (Pipelines) und geologischen Beschaffenheit der Lagerstätten nahezu ideale Voraussetzungen für CCS-Verfahren. Auch beschäftigt sich die weltweit renommierte Montanuni Leoben mit der Lösung. Es ist daher – so könnte man meinen – angerichtet.
Was derzeit allerdings dagegen spricht ist das Bundesgesetz über das Verbot der geologischen Speicherung von Kohlenstoffdioxid aus dem Jahr 2011. Laut diesem wäre die geologische Speicherung von CO2 ausschließlich zu Forschungszwecken, limitiert mit 100.000 Tonnen, zulässig. Das Gesetz basiert auf der europäischen Richtlinie 2009/31/EG, in welcher es den Mitgliedstaaten freigestellt wurde zu entscheiden, ob man CCS verbieten will. Jedoch hat die Kommission bereits festgehalten, dass ein (nationales) Verbot nicht dazu führen darf, dass alle Verpflichtungen aus der Richtlinie nicht umgesetzt werden müssen. So wurde gegen Österreich ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet und verpflichtet, Bestimmungen umzusetzen, die nicht die Speicherung, sondern z.B. den (sicheren) Transport von abgeschiedenem CO2 gewährleisten. Die Durchsetzung der nicht die – freigestellte – Speicherung betreffenden Bestimmungen zeigt, dass die Kommission grundsätzlich ein großes Interesse an der Umsetzung von CCS-Projekten hat.
CCU ist vom Verbot nicht umfasst und zulässig, aber mangels Wirtschaftlichkeit noch kaum umgesetzt und nur sinnvoll, wenn die Energieversorgung aus erneuerbarem Strom stammt.
Wollen wir CO2 eingraben?
Nach dem oben zitierten (österreichischen) Gesetz musste die Bundesregierung erstmals am 31. Dezember 2018 vorlegen. Danach ist es jeweils im 5-Jahresrythmus notwendig, einen aktuellen Bericht über die Evaluierung des Verbotes unter besonderer Berücksichtigung der international gewonnenen Erfahrungen dem Nationalrat zu präsentieren. Die nächste Vorlage muss 2023 erfolgen. Wie die diesjährige Evaluierung (und Entscheidung über das Verbot) ausfallen wird hängt leider – wie so oft in Österreich – nicht von wissenschaftlicher Evidenz ab, sondern dem politischen Willen. Aufgrund der Involvierung unterschiedlich gefärbter Ministerien ist der Konsens, so liest man, noch nicht gefunden.
Im Ergebnis ist CCS wissenschaftlich und technisch bereits sehr weit ausgereift. Österreich bietet ideale Grundvoraussetzungen für eine Umsetzung. Das Abscheiden von CO2 führt zweifellos zu einem Beitrag gegen den Klimawandel. Wir müssen es nur alle wollen.
Autor:
Gottfried Schellmann (Vizepräsident des Club1031)